Wohngeld berechnen

Wohngeld berechnen und beantragen: So geht's

Lernen Sie, wie Sie Ihren Wohngeldanspruch berechnen und den Antrag korrekt stellen. Tipps für eine erfolgreiche Beantragung.

Was ist Wohngeld?

Wohngeld ist ein Zuschuss zu den Wohnkosten, der Mieter und Eigentümer von Wohnraum unterstützt. Es handelt sich um eine bedarfsorientierte Leistung, die dazu beiträgt, angemessenes Wohnen zu ermöglichen. Das Wohngeld wird als Mietzuschuss für Mieter oder als Lastenzuschuss für Eigentümer gewährt.

Wohngeldreform 2023

Seit dem 1. Januar 2023 gelten neue Regelungen für das Wohngeld. Die Reform hat das Wohngeld deutlich erhöht und den Kreis der Berechtigten erweitert. Zusätzlich wurde eine Heizkostenkomponente eingeführt, die steigende Energiekosten berücksichtigt.

Voraussetzungen für Wohngeld

Grundvoraussetzungen

  • Wohnsitz in Deutschland: Sie müssen Ihren Hauptwohnsitz in Deutschland haben
  • Einkommensgrenzen: Ihr Einkommen darf bestimmte Grenzen nicht überschreiten
  • Kein Ausschluss: Sie dürfen keine anderen Transferleistungen erhalten
  • Angemessene Wohnung: Die Wohnung muss angemessen sein

Ausschlussgründe

Kein Wohngeld erhalten Personen, die:

  • Bürgergeld (ALG II) beziehen
  • Sozialhilfe erhalten
  • Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung beziehen
  • Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten
  • BAföG mit Wohnkostenzuschuss erhalten

Wohngeld berechnen

Die Höhe des Wohngeldes hängt von drei Faktoren ab:

1. Anzahl der Haushaltsmitglieder

Berücksichtigt werden alle Personen, die in der Wohnung leben und zum Haushalt gehören. Dazu zählen:

  • Ehepartner und Lebenspartner
  • Kinder unter 25 Jahren
  • Andere Verwandte, die dauerhaft im Haushalt leben

2. Gesamteinkommen des Haushalts

Das Gesamteinkommen wird aus verschiedenen Einkommensarten ermittelt:

  • Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit
  • Einkommen aus selbstständiger Arbeit
  • Renten und Pensionen
  • Kapitalerträge
  • Mieteinnahmen
  • Kindergeld (teilweise anrechenbar)

Freibeträge

Vom Gesamteinkommen werden verschiedene Freibeträge abgezogen:

  • Grundfreibetrag: Je nach Haushaltsmitglied unterschiedlich
  • Erwerbstätigenfreibetrag: 100 Euro pro erwerbstätiger Person
  • Alleinerziehendenfreibetrag: 1.320 Euro
  • Behindertenfreibetrag: 1.500 Euro

3. Zu berücksichtigende Miete/Belastung

Die Miete wird nur bis zu bestimmten Höchstbeträgen berücksichtigt, die je nach Mietstufe der Gemeinde variieren.

Mietstufen in Deutschland

Deutschland ist in 7 Mietstufen eingeteilt (I-VII), wobei Mietstufe I das niedrigste und Mietstufe VII das höchste Mietenniveau repräsentiert.

Wohngeld-Höchstbeträge 2025

Beispiele für Höchstbeträge der berücksichtigungsfähigen Miete (Mietstufe IV):

Haushaltsmitglieder Höchstbetrag
1 Person 543 Euro
2 Personen 659 Euro
3 Personen 807 Euro
4 Personen 942 Euro
5 Personen 1.076 Euro

Heizkostenkomponente

Seit 2023 wird eine Heizkostenkomponente gewährt, die pauschal die gestiegenen Heizkosten berücksichtigt. Diese beträgt:

  • 1-2 Personen: 2,17 Euro pro Quadratmeter
  • 3-4 Personen: 2,05 Euro pro Quadratmeter
  • 5+ Personen: 1,93 Euro pro Quadratmeter

Wohngeld beantragen

Zuständige Behörde

Den Wohngeldantrag stellen Sie bei der örtlichen Wohngeldstelle, die sich meist in der Gemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung befindet.

Erforderliche Unterlagen

Für den Wohngeldantrag benötigen Sie folgende Unterlagen:

Allgemeine Nachweise

  • Personalausweis oder Reisepass
  • Meldebescheinigung aller Haushaltsmitglieder
  • Mietvertrag oder Eigentumsnachweis
  • Mietbescheinigung des Vermieters

Einkommensnachweise

  • Lohn- und Gehaltsabrechnungen der letzten 6 Monate
  • Rentenbescheide
  • Bescheide über andere Sozialleistungen
  • Steuerbescheid (bei Selbstständigen)
  • Bescheinigung über Arbeitslosengeld

Weitere Nachweise

  • Kindergeldbescheid
  • Schwerbehindertenausweis (falls vorhanden)
  • Nachweis über Unterhaltszahlungen
  • Kontoauszüge

Antragstellung

Der Wohngeldantrag kann auf verschiedene Weise gestellt werden:

  • Persönlich: Bei der örtlichen Wohngeldstelle
  • Schriftlich: Per Post an die Wohngeldstelle
  • Online: In einigen Bundesländern verfügbar

Wichtige Fristen und Termine

Bewilligungszeitraum

Wohngeld wird in der Regel für 12 Monate bewilligt. Etwa 2-3 Monate vor Ablauf sollten Sie einen Verlängerungsantrag stellen.

Rückwirkende Gewährung

Wohngeld wird grundsätzlich ab dem Monat der Antragstellung gewährt. Eine rückwirkende Gewährung ist nicht möglich.

Bearbeitungszeit

Die Bearbeitung des Antrags dauert in der Regel 4-6 Wochen. Bei unvollständigen Unterlagen kann sich die Bearbeitung verzögern.

Änderungen melden

Bestimmte Änderungen müssen Sie der Wohngeldstelle unverzüglich mitteilen:

  • Änderung des Einkommens
  • Änderung der Miete
  • Änderung der Haushaltszusammensetzung
  • Umzug
  • Bezug anderer Sozialleistungen

Häufige Fehler vermeiden

Unvollständige Unterlagen

Reichen Sie alle erforderlichen Unterlagen vollständig ein. Eine Checkliste der örtlichen Wohngeldstelle kann dabei helfen.

Verspätete Verlängerung

Stellen Sie den Verlängerungsantrag rechtzeitig, um Unterbrechungen zu vermeiden.

Nicht gemeldete Änderungen

Melden Sie alle relevanten Änderungen unverzüglich. Verschweigen oder verspätete Meldungen können zu Rückforderungen führen.

Wohngeld für Eigentümer (Lastenzuschuss)

Auch Eigentümer können Wohngeld erhalten, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Als Belastung gelten:

  • Zinsen für Baufinanzierung
  • Tilgung (pauschal 1% der Gesamtkosten)
  • Bewirtschaftungskosten
  • Instandhaltungskosten

Kinderwohngeld

Seit 2023 gibt es das Kinderwohngeld als neue Leistung. Es richtet sich an Familien, die aufgrund ihres Einkommens knapp über den Grenzen für andere Transferleistungen liegen.

Voraussetzungen

  • Bezug von Kinderzuschlag oder Wohngeld
  • Mindestens ein Kind im Haushalt
  • Einkommen über ALG II-Schwelle

Rechtsmittel

Gegen einen ablehnenden Wohngeldbescheid können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Bei erfolglosem Widerspruchsverfahren ist eine Klage vor dem Verwaltungsgericht möglich.

Tipps für eine erfolgreiche Beantragung

Vorbereitung

  • Prüfen Sie vorab Ihren Anspruch mit dem Wohngeldrechner
  • Sammeln Sie alle erforderlichen Unterlagen
  • Lassen Sie sich bei der örtlichen Wohngeldstelle beraten
  • Stellen Sie den Antrag rechtzeitig

Während des Bezugs

  • Bewahren Sie alle Belege auf
  • Melden Sie Änderungen sofort
  • Beantragen Sie rechtzeitig die Verlängerung
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Berechtigung

Fazit

Das Wohngeld ist eine wichtige Unterstützung für Haushalte mit geringem Einkommen. Durch die Reform 2023 wurden die Leistungen deutlich erhöht und der Kreis der Berechtigten erweitert. Eine sorgfältige Berechnung und vollständige Antragstellung sind entscheidend für eine erfolgreiche Bewilligung.

Lassen Sie sich bei Unsicherheiten professionell beraten, um alle Ihnen zustehenden Leistungen zu erhalten und Fehler zu vermeiden.